Willeke und Thomas Kliesow


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Besuch bei unserem Patenkind in Dialamberé

Afrika > Senegal > 2009

Mit insgesamt 106 Kilo Gepäck in 4 großen Koffern und zwei Rücksäcken verstaut flogen wir am 2. November von Düsseldorf mit dem Reiseziel Senegal ab. Am Flughafen in Dakar wurden wir von einem Mitarbeiter von World Vision (WV) abgeholt, der uns zu unserem kleinen Hotel "Marie Lucienne" brachte.


Für den nächsten Tag war die Weiterfahrt mit der Fähre "Aline Sitoe Diatta" geplant. Henry Richard Coly von WV Dakar hatte bereits die Tickets für uns besorgt. Leider waren die Kabinenplätze bereits ausgebucht, sodass wir mit den "Chaises Pullman" im unteren Deck vorlieb nehmen mussten.

Das große Schiff "Aline Sitoe Diatta" hatte seine Jungfernfahrt vor einem Jahr gemacht. Die Aline Sitoe ersetzt die Vorgängerin "Le Willis", weil diese zu klein war und außerdem kein Autodeck hatte.


An Bord der Aline Sitoe gibt es neben einer großen Anzahl 2-, 4- und 8-Bettkabinen drei große Decks mit so genannten "Chaises Pullman". Man sitzt darin wie im Flugzeug, in Reihen von bis zu 8 Sitzen nebeneinander. Leider ist jedoch keine Staumöglichkeit für das Handgepäck vorhanden, sodass man sich seinen Sitz mit seinem Gepäck teilen muss…. Deshalb darf man als Handgepäck nur einen Rucksack oder eine kleine Tasche mit an Bord nehmen. Der Rest muss wie bei einem Flug aufgegeben werden.



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Jeder Passagier hat 20 Kilo Freigepäck. Für mehr Gewicht muss pro Kilo CFA 500 (= € 0,75) bezahlt werden. Das ist eine wichtige Sicherheitsmassnahme, da die erste Fähre, die "Joola", in 2002 Jahren untergegangen war, weil zu viele Passagiere an Bord waren, darunter viele Händler, die aus der Casamance zentnerweise Zitrusfrüchte, Kürbisse und anderes Gemüse auf dem Markt in Dakar verkaufen wollten. Bei dem Unglück sind damals fast alle Passagiere ertrunken. Es ist daher nicht verwunderlich, dass das Gepäck nun genauestens gewogen wird und die Tickets mehrmals kontrolliert werden, um zu vermeiden, dass blinde Passagiere an Bord gehen.


An "gut Schlafen" war nicht zu denken, da auf jedem Deck auf riesengroßen Leinwänden bis ca. 2 Uhr morgens Filme gezeigt wurden und die Stühle nun doch nicht so komfortabel wie ein richtiges Bett sind. Morgens um 6 Uhr war es draußen bereits herrlich warm, während es im Schiff wegen der Klimaanlage viel zu kalt war. Wir waren bereits in den Fluss Casamance eingebogen und genossen die Aussicht auf die Küste.

Ein Fischkutter liefert sich ein Rennen mit uns !

Fischerboote im Fluß Casamance

Um 10 Uhr trafen wir im Hafen von Ziguinchor ein. Das aufgegebene Gepäck wurde in einer großen Halle aufgestellt. Jeder konnte seine Koffer selbst einsammeln, was überraschend gut funktionierte.

Wir wurden von einem Mitarbeiter von WV am Hafen abgeholt. Die Straßen ab Ziguinchor sind mit tiefen Schlaglöchern übersät. Zu unserer Überraschung sahen wir immer wieder bewaffnete Soldaten am Straßenrand stehen und wir fuhren an mehreren kleinen Panzerwagen, bestückt mit Maschinen- gewehren und kleinen Kanonen, vorbei. Maurice Faye, Leiter des WV-Büros in Kolda, erzählte uns später, dass das eine Vorsichtsmaßnahme sei, weil kürzlich ein Militärposten von Rebellen überfallen wurde und dabei 6 Soldaten getötet wurden. In der Casamance gibt es seit vielen Jahren Unruhen und bewaffnete Überfälle, vielfach aus dem benachbarten Guinée-Bissau und Guinea-Conakry.

Das Militär sorgt für Sicherheit

Auch der "normale" Straßenverkehr ist nicht ungefährlich!

Gegen 15 Uhr kamen wir im "Hotel Hobbe" in Kolda an. "Hobbe" bedeutet in der Sprache "Wolof", der wichtigsten Verkehrssprache im Senegal "Fremde". Wir bekamen ein kleines Zimmer im Nebengebäude mit einem großen Waschraum mit Dusche. Die Küche zauberte uns schnell ein leckeres Abendessen und danach fuhren wir zu der neuen "Residenz" von WV, wo wir von Maurice Faye sehr herzlich begrüßt wurden.
Er erzählte uns während des Rundganges durch die Büros, wie wichtig die Rolle der Paten für WV ist, und dass es besonders anerkannt wird, wenn ein Pate auf eigene Kosten in das betreute Gebiet reist, um sich über ihre Arbeit zu informieren. Mit großer Begeisterung und Stolz sprach Maurice über die beeindruckende Einsatz- bereitschaft seines Teams
Bei WS beginnt jeder Tag mit einer Morgenandacht. Als Willeke gefragt wurde, ein Gebet zu sprechen, fielen ihr spontan die passenden französischen Worte ein.


Anschließend fuhren wir mit dem Jeep von WV nach Dialambere. Die Fahrt dauerte etwa 40 Minuten. Unser Patenkind Tacko begrüßte uns als erste. Sie ist zutraulich, aber sehr still und schüchtern. Ein großer Teil des Dorfes war zu unserer Begrüßung erschienen. Es wurde gesungen und getanzt und Willeke und schließlich auch Thomas tanzten mit. Tacko schenkte uns beiden jeweils einen mit Perlen geschmückten Stab, wie er nach der Tradition den Jungen am Tag ihrer Beschneidung übergeben wird.


Thomas bekam einen weiß-blau gestreiften "Boubou" (langes Gewand) übergestreift. Die mitgebrachten Geschenke wurden mit Hilfe der Mitarbeiter von WV, dem Dorfältesten und dem Dorf-Imam möglichst gerecht verteilt. Es herrschte helle Aufregung, aber zum Schluss waren alle zufrieden. Für später ankommende Kinder wurden Geschenke zurückgehalten. Dabei konnte es schon geschehen, dass ein Junge ein Mädchen-T-Shirt in die Hand gedrückt bekam.

Thomas fiel die besonders große Menge an Kindern auf. Auch Tackos Mutter war wieder schwanger. Eine hübsche junge Frau kam mit der kleinen "Willeke", dem Mädchen, das bei Willekes letztem Besuch auf ihren Namen getauft wurde und auch wirklich so gerufen wird - wahrscheinlich die erste Afrikanerin, die auf diesen Namen hört…. Sie ist ein bildhübsches Mädchen mir großen Augen und sehr zutraulich.

Tackos Mutter hatte für uns eine große Schale Reis mit einer herrlichen Soße aus Tomaten und Zwiebeln gekocht und nach einer anschließenden "Siesta" mit allen Dorfbewohnern fuhren wir wieder zum WV-Büro zurück. Dort fand eine Mitarbeiterversammlung zur Vorbereitung des großen Festes zur Sicherung der Rechte der Kinder statt. Hierbei handelte es sich um ein Projekt mit senegalesischen Kindern und Kindern aus dem benachbarten Guinea-Bissau, das an diesem Samstag in Salikegne, einer kleinen Stadt an der Grenze zwischen Guinea-Bissau und dem Senegal, durchgeführt werden sollte.
Eigentlich wollten wir an diesem Tag mit dem Buschtaxi nach Saly zurückfahren. Spontan beschlossen wir aber, unseren Aufenthalt in Kolda um einen Tag zu verlängern und dafür am Sonntag die Fähre zurück nach Dakar zu nehmen.

Am nächsten Tag besuchten die Schule von Tacko und wurden vom stellvertretenden Schulleiter und zwei Lehrerinnen empfangen.
Alle anwesenden Schüler (ca. 80 bis 100) waren in einem Klassenzimmer und sangen mit viel Begeisterung mehrere Lieder. Willeke überraschte die Schüler und Lehrer mit dem Lied "Waka Waka" aus Kamerun, das später zur Fussball-WM 2010 von Shakira weltbekannt gemacht wurde, und alle sangen begeistert mit.

Wir übergaben den Lehrern die mitgebrachten Bleistifte, Kugelschreiber, Tafelkreide und Hefte, worüber sie sich sehr freuten.


Nach dem Schulbesuch fuhren wir mit Tacko und ihrem Vater zurück ins Dorf und genossen mit den Dorfbewohnern ein leckeres, traditionelles Gericht. Tacko zeigte Thomas die Hütten ihrer Familie.

Als wir uns am Nachmittag verabschiedeten, brach sie in Tränen aus und war überhaupt nicht mehr zu beruhigen. Offensichtlich hatte sie uns doch sehr in ihr Herz geschlossen.

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