Willeke und Thomas Kliesow


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Conakry

Afrika > Guinea

In Conakry gibt es eine Eisenbahnlinie, auf der mehrere Male am Tag Züge durchfahren. Sehr weit vor Conakry hört man bereits ihre lauten Pfeifsignale, die die Menschen warnen, die direkt an und sogar auf den Gleisen ihre Verkaufsstände oder Ruhestätten aufgebaut haben.

Wir besuchten ein Konzert des international bekannten Meistertrommlers Mamady Keita mit seiner Gruppe. Im Vorprogramm begeisterten uns die Pyramiden (mehrere aneinander-gereihte Rhytmen) seiner derzeitigen Gruppe von Workshopteilnehmern. Diese waren schon sehr geübte, erfahrene Djembéspieler. Es war ein überwältigendes Erlebnis, auch, weil das Publikum im Saal in einer super Stimmung war, was wiederum die Musiker zusätzlich stimulierte.

Eine Woche wohnten wir in Conakry im Viertel "Matoto" im Hause der Familie Youla.



Die Mahlzeiten wurden abwechselnd europäisch und traditionell zubereitet und waren sehr vitaminreich mit vielem Salat und Obst. Auch gab es in Conakry immer genügend Wasser für uns zum Trinken. Es fehlte uns an nichts! Hierfür ein großes Lob an “Toutcoeur”, den Koch, der Bebey jedes Jahr für die Verpflegung der Workshopteilnehmer engagiert ! Untergebracht waren wir zu zweit in kleinen Zimmern und schliefen auf Schaumstoffmatratzen auf dem Boden.




Gravierend war der Zustand der Toilette und Waschgelegenheit. Das Problem ist besonders groß, weil es auch in Conakry an fließendem Wasser mangelt. In der Toilette ist ein Wasserhahn vorhanden, der immer aufgedreht ist. Darunter steht ein großer Kübel, in dem sich das Wasser im Laufe des Tages sammeln kann.

Dieses wird über die vielen Familien auf dem Grundstück verteilt und somit bleibt wenig oder gar kein Wasser mehr in der Toilette um sich die Hände zu waschen und die “Toilettengänge” nachzuspülen.

Die Toiletten wurden leider nicht regelmäßig sauber gemacht und waren dadurch sehr oft verstopft. Ein Fenster gibt es nicht und somit gab es in der Toilette und Dusche immer “dicke Luft”.
Außerdem befindet sich die Toilette in der Kneipe, die direkt am Haus angebaut und Familieneigentum ist und dadurch auch von den Gästen der Kneipe benutzt wird.


In der Dusche sieht es nicht anders aus. Auch da steht nicht immer ein Eimer Wasser zum "Duschen" bereit. Daraus habe ich gelernt, dass für einen Aufenthalt in Afrika neben dem feuchten Toilettenpapier ein Desinfektionsmittel ein sehr guter Reisebegleiter sein kann. In der freien Natur geht's auch ohne! Ein Glück, dass wir zum Essen Besteck bekamen und nicht - wie in Afrika üblich - mit den Händen essen mussten. Ein solcher Hygienezustand ist in afrikanischen Familien nicht ungewöhnlich und sicherlich der Grund vieler ernsthafter Erkrankungen.


Wahrscheinlich auch besonders wegen der angespannten Lage nach dem kürzlichen Militärputsch konnten wir uns in Conakry nicht frei bewegen. Unsere Spaziergänge machten wir immer nur in Begleitung der Musiker und ohne Pass (!). Bebey warnte uns, unseren Pass aus den Händen zu geben, auch nicht an Polizei oder Militär, weil sie einem den Pass nicht einfach so wiedergeben, häufig nur gegen einen Geldbetrag. Für Notsituationen hatten wir immer die Handynummer von Bebey dabei.
Einmal waren wir abends in einer Bar, in der Pascal, einer der Solisten der Gruppe "Africa Faré", sich in einer Band nebenbei etwas Geld verdient. Es waren sehr viele Soldaten anwesend, die sich wie Machos aufführten. Alle Leute schienen Angst zu haben. Wenn du aufstehst, konntest du sicher sein, dass bei deiner Rückkehr dein Stuhl weg ist und keiner - auch nicht die Einheimischen - traute sich etwas zu sagen. Ich fühlte mich dort unwohler als in Goma ....


Taxifahren ist auch in Conakry ein Erlebnis. Die Taxis sind vielfach japanische Kleinwagen. Vorne nehmen neben dem Fahrer zwei Leute Platz, hinten vier und in den Kofferraum passen bei offener Klappe auch noch zwei Fahrgäste! Oft stoppte der Fahrer und wir mussten alle aussteigen, um zwei - drei Straßen weiter wieder einzusteigen. Grund hierfür waren die vielen Straßenkontrollen, bei denen der Taxifahrer natürlich nicht wegen Überladung seines Fahrzeugs zur Kasse gebeten werden wollte... Ein weiteres Transportmittel, die Kleinbusse - meistens von der Marke “Mitsubischi” - sehen sehr vernünftig aus. Diese haben vielfach keine Seitenfenster, stattdessen sind nachträglich in die Seitenwände Quadrate oder Herzen als Luftlöcher gesägt worden.



Ein großes Problem in der Hauptstadt ist auch die Elektrizitätsversorgung. Jedes Viertel kommt täglich nur für ein paar Stunden in den Genuss - meistens Nachts! Überall gehen dann die Glühbirnen an - die Menschen johlen und rennen auf die Straße, tanzen, singen und drehen ihre Radios auf in einer Lautstärke .. das kann ich gar nicht beschreiben. Meistens passiert das rund um Mitternacht und geht bis 03:00 Uhr morgens. Im Glücksfall ist dann Ruhe, bis um 05:00 Uhr morgens die Muezzins auf ihren Minaretten anfangen zu singen.


Man sieht viele Menschen, vor allem Kinder, die in den Dreckhaufen spielen - mit schlimmen teilweise tief vereiterten Hauterkrankungen. Dabei gibt es in den Apotheken und Sanitärposten nicht genügend Jod, Verbandmaterial, antibakterielle Salben etc., oder sind für die Menschen nicht bezahlbar. Viele haben Schmerzen im ganzen Körper - vielfach infolge verfaulte Zähne. Ihnen fehlt das Geld für einen Zahnarztbesuch. Zahnbürste und -pasta gibt es selten oder sie werden kaum benutzt. Stattdessen säubern sich die Menschen sich die Zähne mit Stöckchen bestimmter Holzsorten.


Viele Afrikaner könnte man in Europa als Chiropraktiker engagieren! Mariska, eine Workshop-Teilnehmerin aus Holland, hatte sich einmal den Fuß schlimm verstaucht. Laufen war gar nicht mehr drin. Ein paar Stunden, nachdem eine Frau ordentlich an ihrem Fuß gezogen hatte, konnte sie sogar wieder tanzen!! Massieren können auch viele sehr gut! Und kommt dann noch die Wärme der Sonne dazu, fühlt man sich wie neugeboren!


Der Tourismus ist in Guinea noch nicht sehr verbreitet. Man sieht vielleicht ein paar wenige Rucksacktouristen auf ihrer Reise durch Afrika oder Tanz- und Trommelworkshopteilnehmer.Die Menschen sind den Umgang mit den Weißen nicht gewohnt wie z.B. im Senegal und sind bei einer Begegnung daher zuerst sehr zurückhaltend.





Besonders aufgefallen in Conakry sind mir die vielen Albinos, In vielen Teilen Afrikas wird die Geburt eines Albinos immer noch als ein schlechtes Omen gesehen. Durch ihr anderes Aussehen werden sie oft ausgeschlossen oder sogar gejagt.
Durch ihre Sehprobleme sind ihre Leistungen in der Schule oft schwach und ohne Schulbildung haben sie keine Chance auf eine bessere Arbeit. Außerdem haben sie wegen der starken Sonneneinstrahlung große Hautprobleme (Hautkrebs).


Das Fotografieren und Filmen ist in Guinea, dort wo wir uns aufhielten, ein Problem. Natürlich muss man immer fragen, aber es gibt trotzdem nachher Leute (an der anderen Straßenseite), die sich dadurch gestört fühlen, einen anpöbeln oder Geld verlangen. Wir waren froh, dass Bebey uns gelegentlich an Orte mitnahm, wo die Bewohner sie kennen und wir ungestört ein paar Aufnahmen machen konnten. Lustig finde ich persönlich die Anrede für Weiße mit "Foté", worauf die Weißen dann mit "Fôret" antworten.



Das Fotografieren und Filmen ist in Guinea, dort wo wir uns aufhielten, ein Problem. Natürlich muss man immer fragen, aber es gibt trotzdem nachher Leute (an der anderen Straßenseite), die sich dadurch gestört fühlen, einen anpöbeln oder Geld verlangen. Wir waren froh, dass Bebey uns gelegentlich an Orte mitnahm, wo die Bewohner sie kennen und wir ungestört ein paar Aufnahmen machen konnten. Lustig finde ich persönlich die Anrede für Weiße mit "Foté", worauf die Weißen dann mit "Fôret" antworten.



Für die Touristen sind die Lebensmittel hier günstig, für die Bevölkerung jedoch meistens nicht bezahlbar. Viele Familien essen oft nur einmal am Tag eine Schüssel Reis mit einer Soße und vielleicht ein wenig geräuchertem Fisch.



Wie in Afrika üblich herrscht ein reges Handeln auf allen Straßen. Fast jede Familie hat einen Verkaufsstand vor dem Haus, an dem die Frauen die herrlichsten Gerichte auf einem Gaskocher zubereiten, sogar bis Mitternacht - im Kerzen- oder Petroleumlampenschein. Oft werden auch nur geschälte Orangen zum Verkauf angeboten. Und es funktioniert tatsächlich: Viele Menschen essen im Vorbeigehen eine Kleinigkeit. Mit dem eingenommenen Geld können die Frauen wieder neue Lebensmittel kaufen und verdienen auf diese Weise den eigenen Unterhalt! Es sind in Afrika meistens die Frauen, die für die Ernährung der Familie zuständig sind.


Die Kinder sind laut und fröhlich; sie scheinen sich nie zu langweilen!


Die Frauen sind, wenn man sie ein wenig näher kennt, sehr gesprächig - die Unterhaltung ist leider durch die Verständigungsprobleme etwas an-strengend. Die Amtssprache in Guinea ist französisch, jedoch viele Frauen sprechen nur die einheimischen Sprachen. Rund um Conakry wird “Susu” gesprochen, aber mit ein wenig Mühe und Geduld gewöhnt man sich schnell daran.




Noch etwas zu den Frauen: Obwohl die Frauen in Guinea sicherlich mit ihrer Arbeit genau so "belastet" sind wie im Kongo, ist das Bild, das man von ihnen bekommt, ein ganz anderes. Mit ihren schweren Körben und Paketen, die sie mit erhobenem Kopf transportieren, wirken die Frauen hier, wie auch in anderen Teilen Westafrikas, stolz und stark.
Dagegen erscheinen einem die Frauen im Kongo wie "Packesel", die gebückt gehen unter ihrer Last (siehe mein Reisebericht “Goma Dezember 2008”).



Wichtig ist auch zu wissen, dass es in Guinea ein Exportverbot für alle Artikel, die aus Holz hergestellt werden, gibt. Insbesondere gilt das für die Musikinstrumente wie Djembés, Basstrommeln, Krings sowie für Masken und Figuren!

Links eine Schlitztrommel, genannt Kring, ein Baumstamm mit mehreren Längsschlitzen an der Oberseite, durch die er ausgehölt wurde und einen klaren hölzernen Klang ergibt



Das "Musée Africa" setzt sich zum Schutz des Waldbestandes ein und verlangt Geld für jede einzelne Trommel, die exportiert werden soll. Das eingenommene Geld wird eingesetzt, um die Wälder wieder aufzuforsten
Zusätzlich muss auch noch Zoll bezahlt werden!
In Guinea wird viel wild abgeholzt, u.a. auch für den Export von Perkussions-instrumenten, die im Ausland teuer verkauft werden; oder das Holz wird im Rohzustand über die Grenze geschmuggelt.


Der Workshop war für mich eine sehr große Herausforderung. Guinea ist als das wichtigste Land der traditionellen Rhythmen in Afrika bekannt und ich habe dort vor allem gelernt, worauf es in Wirklichkeit beim gemeinsamen Spiel ankommt. Die Musiker spielen hauptsächlich auf der Djembé und den drei Basstrommeln Kenkeni, Sangbang und Doundoun, getrennt oder zusammen.


Ein ganz großes Lob zu der Organisation des Workshops! Bebey Youla hat sich im Vorfeld um die Visa aller Teilnehmer gekümmert (ein “Gruppenvisum” ist günstiger). Ebenfalls kümmerte Bebey sich um die Bankgeschäfte und am Ende des Workshops um die Verzollung der Gepäckstücke am Flughafen.


Bebey hatte Poster mit Bildern aller Workshopteilnehmer anfertigen und im Viertel aufhängen lassen .
Jede von uns bekam einen afrikanischen Namen. Wir wurden nach ihren Schwestern benannt und so alle in die Familie Youla aufgenommen.


Bebey Youla ist eine sehr einfühlsame, geduldige aber dennoch äußerst powervolle Lehrerin, die einem die Tanzschritte so vorlebt, dass man sie fühlen kann! Ich habe zwar nicht bei ihr getanzt, bin aber von ihrem Unterricht sehr angetan und überzeugt, dass sie es
schafft, jeder und jedem ihre Liebe zum afrikanischen Tanz so herüber zu bringen, dass man “wie von selbst” tanzt! Außerdem ist Bebey eine sehr gute Sängerin mit einer tollen Stimme. Wir haben viele schöne Lieder in der Susu-Sprache von ihr gelernt und ihre Erklärungen der Texte waren so viel sagend, dass wir in der Lage waren, anschließend die Lieder “mit Gefühl” zu singen.

Das gemeinsame Feiern ist für die Afrikaner sehr wichtig und unser Besuch im Wohnviertel war Anlass dafür, jede Woche für und mit uns ein Fest mit Tanz und Gesang zu feiern, bei dem u.a. Fußballspiele organisiert oder auf einer großen Leinwand Filme mit sehr bekannten Musikern und Tänzern vorgeführt wurden.

Bebey war immer für uns da



Auch diese Reise hat mich wiederum gelehrt, wie wichtig unser Interesse an den Menschen in Afrika, an ihrer Lebensweise - ihren Traditionen - ist und eine große Bedeutung für sie hat. Das zeigen wir ganz besonders, wenn wir uns zu einem Besuch in ihrer Heimat entschließen und ein wenig Zeit mit ihnen verbringen. Vieles wird man besser verstehen können, wenn man es mit eigenen Augen gesehen hat.


Überzeugt euch von der Offenheit, Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen!

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